Auslandspraktikum: Land des neuen Sehens - NEUSEELAND
Die Landjugend bietet Jugendlichen die Möglichkeit, ein Auslandspraktikum in ausgewählten Ländern in Europa und Übersee zu machen. Dabei unterstützt die Landjugend bei der Betriebsvermittlung, der Kontaktaufnahme mit dem Praxisbetrieb, Versicherung, Visum, Förderprogrammen etc. Magdalena Diethardt aus dem LJ Bezirk Judenburg hat diese Chance genutzt und ist für ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen. Mittlerweile neigt sich ihre Zeit im Land der Kiwis dem Ende - hier ein kleiner Erfahrungsbericht:
Das große Abenteuer in Neuseeland
Nach sehr spannenden, ereignisreichen aber vor allem lehrreichen vier Jahren als Landjugend Regionalbetreuerin für die LJ Bezirke Deutschlandsberg, Graz Umgebung und Voitsberg suchte ich eine neue Herausforderung. Diese neue Herausforderung wurde für mich „Neuseeland“. Seit 13. November 2017 genieße ich nun die Sonne auf der Südinsel, Nähe Gore, auf einer Farm mit 750 Milchkühen und 400 ha Weidefläche. Neuseeland war für mich schon immer ein Land, welches ich unbedingt erkunden wollte. Als ich damals in Christchurch neuseeländischen Boden betrat, verliebte ich mich sofort in das Land der Kiwis. Die Menschen hier sind sehr freundlich und ich wurde mit offenen Armen begrüßt. Ich bin vor allem begeistert von der Vielseitigkeit des Landes - das Meer, der Strand und die Berge. Neuseeland ist bekannt für seine atemberaubende Natur, das Gefühl hier zu sein ist einfach unbeschreiblich.
4 Jahreszeiten an einem Tag
Ganz markant für Neuseeland ist das Wetter. Es kann dermaßen wechselhaft sein, dass man an ein und demselben Tag kurze Hose, Regenjacke und Winterjacke braucht. Wettervorhersagen dienen daher auch nur als grobe Richtlinie und ändern sich innerhalb weniger Stunden massiv. Die Neuseeländer sagen dazu: „Four seasons on one day.“
Moore Milk
Meine jungen Gasteltern mit ihren drei kleinen Kindern arbeiten selbst nicht auf der Farm, sondern managen vier weitere Milchviehbetriebe. Sie kontrollieren und geben Arbeitsaufträge an das Team auf den jeweiligen Betrieben. Einmal monatlich gibt es ein Farmmeeting. Der Informationsaustausch findet hauptsächlich über verschiedene What’s App Gruppen statt. (wie beispielsweise Benio General, Grazing Plan, Shopping list…)
Der Betrieb selbst ist sehr gut strukturiert und organisiert. Ich bin begeistert von der Infrastruktur der Farm. Die gesamten sehr hügeligen und zum Teil steilen Flächen sind in 3-7 ha große Koppeln geteilt. In jeder Koppel befinden sich mindestens ein bis zwei Wassertröge. Das Gebäude mit dem Melkkarussell steht ca. in der Mitte der Farm und von dort weg führen gut angelegte Wege zu jeder einzelnen Koppel, welche als Treibwege genutzt werden. Die Arbeit auf der Farm ist zum Teil körperlich sehr anspruchsvoll und nach einem 10 bis 12 Stunden Tag fällt man schon einmal erschöpft ins Bett. Dennoch genieße ich die Arbeit in der Natur und mit den Tieren sehr. Es war unbeschreiblich als in den ersten Tagen diese riesige Herde an Kühen auf mich zukam. Man kann es einfach nicht beschreiben, wie überdimensioniert die Landwirtschaft hier ist. Die Hauptaufgaben sind zweimal täglich 750 Kühe melken und den gesamten Stallbereich reinigen. Zwischen dem Melken werden sonstige anfallende Arbeiten erledigt, wie beispielsweise Kälber füttern und in neue Koppel treiben, Kalbinnen kontrollieren und umtreiben, Zäunen, Zäune reparieren, Unkraut spritzen, Service bei allen Fahrzeugen durchführen, … Auch das Kühetreiben ist ein großer Tätigkeitsbereich. Auf dem Motorrad ist man schon einmal gut eine Stunde beschäftigt, um die Kühe zum Stall zu bringen. Die Kühe befinden sich ganzjährig auf der Weide - einen Stall gibt es nicht. Die Milcherzeugung erfolgt hier ausschließlich über Weidehaltung ohne Kraftfuttereinsatz. Über die Wintermonate (Mai, Juni), wo die Kühe nicht gemolken werden, wird Silage und Futterrübe verfüttert. Bemerkenswert ist, dass in Neuseeland die ArbeiterInnen auf einer Farm sehr jung sind. Wir sind drei Frauen und ein Mann zwischen 22 und 25 Jahren. Die Arbeitsaufträge, die ich größtenteils selbständig verrichte, bekomme ich vom 25-jährigen Manager der Farm zugeteilt. Gearbeitet wir in einer Art Raster: auf elf Tage Arbeit folgen drei freie Tage. Hier auf der Farm werden wir nach Stunden bezahlt, was in Neuseeland eher selten vorkommt. Ich wohne in einem kleinen Häuschen (Cottage), verpflege mich selbst und verfüge über ein eigenes Auto, welches ich zum Einkaufen und Reisen nutze. Das ist grundsätzlich typisch für das Praktikantenleben in Neuseeland. Mir gefällt das sehr gut, da ich dadurch meinen eigenen Rückzugsort habe. Ich kann mir meine Freizeit frei einteilen. Einige Abende/Nachmittage verbringe ich mit der Gastfamilie und passe ab und zu auch auf die Kinder auf. Meine freien Wochenenden nutze ich um mit anderen Praktikanten, unter anderem auch aus Österreich, die Insel zu erkunden und Erfahrungen auszutauschen. Den südlichen Teil der Südinsel habe ich bereits bestens erkundet. Nach meinem abgeschlossenen Arbeitspraktikum starte ich am 09. April für drei Wochen meine große Rundreise, wo mich ein Teil meiner Familie aus der Heimat besucht und wir per Mietauto quer durch Neuseeland reisen.
“Travel is the only thing you buy that makes you richer”
Ab Mai darf ich dann wieder österreichische Luft schnuppern. Was sich dann „arbeitstechnisch“ ergibt, wird sich nach der Wiedereingewöhnungsphase in meiner Heimat zeigen. Es besteht allerdings die Möglichkeit bei mir zu Hause mitzuarbeiten, da ich mir sehr gut vorstellen kann, den biologischen Milchviehbetrieb der Eltern zu übernehmen. Von Kühen habe ich jedenfalls noch nicht genug :) Auf der anderen Seite der Welt konnte ich meine Englischkenntnisse verbessern, weitere Praxiserfahrungen sammeln, aber vor allem „reicher“ und reifer fürs Leben werden! Ich kann es nur jedem weiterempfehlen, der die Möglichkeit für ein Auslandpraktikum hat, diese Chance zu nutzen. Das sind unbezahlbare Erfahrungen und Momente - Ein Gewinn für Dich! Auch Lust auf ein Abenteuer bekommen? Infos zu den Auslandspraktika gibt es auf der Homepage der Landjugend Österreich!