Energiespender, Lebensraum und Arbeitsplatz: Wald in der Steiermark
Der Lebensraum Steiermark bietet zahlreiche Lebensträume. Im Rahmen des Arbeitsschwerpunkts „Lebens(T)raum Steiermark – regional genial!“ werden die steirischen Lebens(T)räume vorgestellt. Diesmal ein Lebensraum, dem die Steiermark ihren Spitznamen „Grüne Mark“ zu verdanken hat – der Wald.
Von Peter Stachel, Landwirtschaftskammer Steiermark Waldfläche in der Steiermark:
- Die Steiermark ist mit einer Waldfläche von 1,006 Millionen Hektar das waldreichste Bundesland Österreichs.
- 61,4 % der Landesfläche ist bewaldet (Österreich 47,6 %).
- Die Waldfläche in der Steiermark nimmt jährlich um rund 600 Hektar zu.
- Das entspricht einer Fläche von rund 2,5 x 2,5 Kilometer Seitenlänge.
Baumartenverteilung: Die Fichte ist die häufigste Baumart in der Steiermark mit 57,7 % Flächenanteil im Wirtschaftswald. Insgesamt wachsen auf 70,3 % der steirischen Waldfläche Nadelbäume. Laubbäume findet man auf ca. 17,2 % der Waldfläche. Die Rotbuche ist dabei mit 7,4 % die häufigste Laubbaumart, gefolgt von der Eiche mit 1 %. Waldbesitzverhältnisse: Über 40.000 Waldbesitzer, Bauern und Forstwirte gestalten und prägen unseren einzigartigen Lebensraum im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in Eigenverantwortung und Freiheit. Der Wald stellt für sie Lebensfreude und eine wichtige nachhaltige Einkommensquelle dar. Der Großteil des steirischen Waldes (56 %) ist „Kleinwaldbesitz“. Das sind Waldeigentümer, die unter 200 Hektar Waldfläche besitzen. 35 % der steirischen Waldfläche sind im Eigentum von Forstbetrieben (jeweils über 200 Hektar). 9 % des steirischen Waldes gehören den Österreichischen Bundesforsten. Multifunktionale Waldleistungen: Der steirische Wald ist mit seiner Vielzahl an Funktionen ein wahres Multitalent. Die heimische Forstwirtschaft bekennt sich zu einer nachhaltigen, ökologischen und multifunktionalen Waldbewirtschaftung, um alle Wirkungen und Leistungen des Waldes langfristig sicher zu stellen. Neben seiner wichtigsten Funktion, der Nutzfunktion, bietet er auch Schutz gegen Lawinen, Steinschlag und Murenabgängen (Schutzfunktion), liefert saubere Luft und Wasser (Wohlfahrtsfunktion) und bietet Raum für Erholung (Erholungsfunktion). Von dem Ergebnis einer gepflegten und abwechslungsreichen Kulturlandschaft profitieren weitere Wirtschaftszweige und die gesamte Bevölkerung. Wald und Tourismus: Rund 99 % des heimischen Waldes sind für die Öffentlichkeit begehbar. 70 % der Bevölkerung empfinden den Wald als einen wichtigen Freizeit- und Erholungsraum – Tendenz steigend. Aufgrund der hohen Vielfalt sowie der Ruhe und Stille ist der Wald für den Tourismus besonders attraktiv. Obwohl der Wald viele Eigentümer hat, dürfen sich alle zu Erholungszwecken dort aufhalten. Bei einem Waldbesuch müssen jedoch gewisse „Spielregeln“ eingehalten werden. Wald: CO2 Speicher Ein Kubikmeter Holz speichert jene Menge an Kohlenstoff, die in einer Tonne CO2 vorhanden ist. Bäume entziehen der Luft beim Wachstum das Treibhausgas CO2 und wandeln es mit Hilfe des Sonnenlichtes in Kohlenstoff und Sauerstoff um. Der Kohlenstoff wird im Holz gespeichert, der Sauerstoff an die Umgebung abgegeben. In steirischen Wäldern sind rund 200 Millionen Tonnen Kohlenstoff gebunden – das entspricht etwa 750 Millionen Tonnen CO2. Die Nutzung und Verarbeitung von Holz, z.B. als Bau- und Werkstoff, entzieht der Atmosphäre dauerhaft CO2. Naturschutz / Natur- und Nationalparke: Wesentlich für die Umsetzung des Naturschutzes in der Steiermark sind National- und Naturparke. Insgesamt befinden sich auf einer Fläche von ca. 190.000 ha sieben Naturparke in der Steiermark: Mürzer Oberland, Almenland, Pöllauer Tal, Südsteirisches Weinland, Eisenwurzen, Sölktäler und Zirbitzkogel-Grebenzen. Der Nationalpark Gesäuse ist der jüngste und drittgrößte Nationalpark Österreichs. Die Gesamtfläche beläuft sich auf ca. 11.000 Hektar, wovon 50 % mit Wald bewachsen sind. Vorrat und Zuwachs: In der Steiermark wächst alle vier Sekunden ein Kubikmeter (m3) Holz nach. Das entspricht einem Würfel mit einer Seitenlänge von einem Meter. Jährlich wachsen damit rund 8,2 Millionen Kubikmeter Holz zu. In Summe stehen 303 Millionen m3 Holz in unseren Wäldern. Das kommt einem Würfel mit einer Seitenlänge von 672 Metern gleich. Holznutzung: Jedes Jahr werden in unseren Wäldern rund 5 Millionen Kubikmeter Holz geerntet. Damit wird jährlich weniger geerntet als zuwächst. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist somit sichergestellt. Etwa 60 % des geernteten Holzes werden in Form von Sägerundholz weiterverarbeitet. Rund 20 % sind Industrieholz und werden z.B. für die Papierproduktion genutzt. Weitere 20 % des eingeschlagenen Holzes werden energetisch verwertet. Der Pro-Kopf Holzverbrauch liegt in Österreich bei rund 0,6 m3 pro Jahr. Energie und Biomasse: In der Steiermark entfallen 30 % des Bruttoinlandsverbrauches auf erneuerbare Energieträger. Die Bioenergie bildet mit 68 % das Rückgrat unter den Erneuerbaren, gefolgt von Wasserkraft, Solarthermie und Photovoltaik. Der Bioenergieeinsatz hat sich seit 1988 mehr als verdoppelt. Mehr als 200.000 Haushalte setzen in der Steiermark auf den nachwachsenden Rohstoff Holz zur Raumwärmebereitstellung. 650 Biomasse Heizwerke liefern verlässlich Nahwärme. Quellen: Österreichische Waldinventur (ÖWI), Waldentwicklungsplan 2017