Persönlichkeiten im Portrait - Friedrich Jergitsch
Es gibt zahlreiche Menschen, die in ihrem Leben schon wahnsinnig viel erlebt und erreicht haben. Passend zum Landjugend-Arbeitsschwerpunkt „Wahnsinn(s)leben…nach mehr streben?!“ wurden solche Persönlichkeiten in der LJ Zeitung vorgestellt. In der letzten Ausgabe des Jahres 2017 bekamen wir Einblick in das Leben von Friedrich Jergitsch, dem Gründer von „Die Tagespresse“.
Friedrich, Du hast 2013 die Satire-Website „Die Tagespresse“ gegründet, da warst Du 22 Jahre alt. Wie hat sich Dein Leben in den letzten Jahren verändert? Sehr. 2013 war ich noch Student und wusste nicht, in welche Richtung es für mich jobmäßig gehen wird. Mittlerweile betreibe ich die Tagespresse mit einem kleinen aber feinen Team als Vollzeitjob. Es stehen viele coole Dinge an, zum Beispiel unsere ORF-Show. Die meisten Landjugendlichen kennen Deine Artikel, aber wissen kaum etwas über Dich. Wie wichtig ist Dir Anonymität bzw. Privatsphäre? Ich achte darauf, nicht allzu viel von mir selbst preiszugeben, weil es in der Öffentlichkeit meines Erachtens nach nichts zu suchen hat. Du hast in Utrecht studiert. Warum gerade dort und was war die wichtigste Lektion, die Du aus Deinem Studium mitnehmen konntest? Ich wollte weg aus Österreich, ein wenig internationale Luft schnuppern und komplett auf Englisch studieren. Was ich dort gelernt habe, sowohl akademisch als auch persönlich, kann man gar nicht auf einen Satz runterbrechen. Aber ich habe mich dort sicher sehr verändert und kann längere Auslandsaufenthalte nur jedem weiterempfehlen. Abgesehen von Deinem Erfolg, was ist Deine Motivation, die Dich Deinen Beruf täglich ausüben lässt? Der Spaß und die Freude am eigenen Projekt treiben mich an. Das ist meines Erachtens nach auch der größte Vorteil der Selbstständigkeit: Wenn man Überstunden macht, macht man diese für sich selbst und nicht für einen Chef. Wie sieht ein typischer Tag in Deinem Leben aus und welchen Prozess muss ein Artikel durchlaufen, bevor wir ihn zu lesen bekommen? Meistens verbringe ich viel Zeit mit Medienbeobachtung, E-Mails beantworten und so weiter. Wenn das richtige Thema ansteht, brainstormen wir passende Headlines dazu, beginnen den Artikel zu schreiben und dann bringe ich ihn. Was kennzeichnet für Dich den „typischen“ österreichischen Humor? Ich glaub, österreichischer Humor zeichnet sich durch seine Bösartigkeit, den Spott und die Schadenfreude aus. Aber vielleicht irre ich mich und das ist einfach nur mein eigener Humor. Welches Thema würdest Du nie satirisch berühren und aus welchem Grund? Es gibt für mich keine Tabus. Es kommt immer auf den richtigen Zugang an. Wen verspotte ich? Warum? Wichtig ist, dass es lustig ist und die Botschaft dahinter ankommt. Du warst schon mit jungen Jahren beruflich dort, wo andere erst spät - wenn überhaupt - hinkommen. Musstest Du auch Erfahrungen mit Neidern oder Online-Mobbing machen? Wie kann man sich dagegen wehren? Eigentlich sind die Rückmeldungen weitgehend positiv. Klar wird man beneidet, aber ich erfahre wenig bis keine pure Bösartigkeit gegen meine Person. Klar ist das Internet ein Ort, an dem Menschen ihre eigene Gefühlslage hemmungslos zur Schau stellen und dann schnell verletzend werden. Uns passiert das zum Beispiel bei weniger lustigen Artikeln. Damit muss man einfach leben und man stumpft da auch mit der Zeit ab. Heute gehen mir negative Kommentare viel weniger nahe als noch vor drei Jahren. Wie kannst Du am besten Kraft tanken, wie gestaltest Du Deine Freizeit? Am liebsten schalte ich beim Kochen, Hörbuch hören oder Serien schauen ab. Neuerdings fahre ich auch viel mit dem Fahrrad. Welchen Beruf würdest Du für kein Geld der Welt ausüben? Ich würde generell Berufe meiden, bei denen keine Zeit mehr für anderes bleibt, wie Privatleben, Freizeit, eigene Projekte und so weiter. Ich verstehe nicht ganz, wie manche meiner AltersgenossInnen 80 Stunden pro Woche reinhackeln und ihre besten Jahre im Büro verbringen. Das bringt wohl die Konkurrenzgesellschaft so mit sich. Welche Eigenschaft schätzt Du an Menschen besonders? Intelligenz und Empathie. Du betrittst einen Raum und dazu würde Musik spielen: Welchen Song würdest Du auswählen? Nein von Yung Hurn. Welchen Rat kannst Du jungen Menschen geben, die ihren Traumberuf ausüben wollen, aber vor großen Herausforderungen stehen? Ein gewisser Realismus schadet nicht. Im Endeffekt glaube ich muss man einen Kompromiss finden zwischen den eigenen Wünschen und Talenten einerseits, und den tatsächlichen wirtschaftlichen Realitäten auf der anderen Seite. Wer immer nur nach dem Motto lebt: „Ich folge meinen Träumen und tue nur was mich interessiert“, wird sich irgendwann in der Situation finden, vielleicht eine Familie gründen zu wollen, aber keinen guten Job zu haben. Was macht für Dich einen guten Freund aus? Dass man sich sehr gut versteht. Was bedeutet ein „Wahnsinns-Leben“ für Dich und wer führt Deiner Meinung ein solches? Jeder, der mit sich und seinem Leben zufrieden ist, führt meiner Meinung nach ein Wahnsinns-Leben. Da gibt’s in meinem persönlichen Umfeld einige Beispiele. Schenke uns zum Abschluss bitte eine Lebensweisheit. Ich würde mein Leben generell nicht nach Lebensweisheiten ausrichten, weil sie das Gefühl vermitteln, man kann sein Leben nach verkürzten Gesetzen glücklich führen. Interview geführt von Marlene Schruf
Über Friedrich Jergitsch
- Friedrich Jergitsch ist Gründer der seriösesten Onlinezeitung Österreichs: "Die Tagespresse".
- Seit 2013 versorgt er LeserInnen mit satirischen Berichten über Politik und Gesellschaft.
- Geboren wurde er 1991 in Wien.
- "Die Tagespresse Show" hat es sogar ins Theater geschafft. Außerdem wurden bereits Bücher mit ausgewählten Tagespresse-Artikeln veröffentlicht.