Persönlichkeiten im Portrait - Thomas Brezina
Es gibt zahlreiche Menschen, die in ihrem Leben schon wahnsinnig viel erlebt und erreicht haben. Passend zum Landjugend-Arbeitsschwerpunkt „Wahnsinn(s)leben…nach mehr streben?!“ werden solche Persönlichkeiten in der LJ Zeitung vorgestellt. In dieser Ausgabe bekommen wir Einblick in das Leben von Thomas Brezina, österreichischer Autor, Produzent und Moderator.
Thomas, Du wurdest 1963 in Wien geboren. Was kannst Du uns über Deine Kindheit und Jugend erzählen? Ich war kein großer Fußballspieler, habe dafür lieber Bauchreden gelernt und mich für Puppentheater interessiert. Baumhäuser habe ich gerne gebaut und viel gelesen, vor allem Krimis. Ich war nie der große Coole oder der Anführer, sondern mehr der Träumer. Das war wichtig für mein späteres Leben. Wann wurde Dir bewusst, dass Du ein Talent für das Schreiben hast und wer hat Dich animiert, Dein Ziel zu verfolgen? Geschichten habe ich mir immer gerne ausgedacht. Mit acht Jahren habe ich zum ersten Mal versucht ein Buch zu schreiben. Mit 15 Jahren habe ich fünf TV-Drehbücher zum Großen Österreichischen Jugendpreis eingeschickt und gewonnen. Das war der Anfang für Vieles. Meine Eltern haben mich immer ermutigt, meinen Weg zu gehen und mich am Anfang auch sehr unterstützt und immer ermutigt. Shakespeare, Goethe und Kästner: Welcher Autor hat Dich besonders geprägt und warum? Charles Dickens. Er ist für mich einer der größten Geschichten–Erzähler überhaupt. Kaum jemand weiß, dass viele seiner berühmten Romane als Fortsetzungsgeschichten erschienen sind. In New York sind die Leute im Hafen gestanden und haben auf das Eintreffen des Schiffes gewartet, das die Zeitschrift mit der Fortsetzung gebracht hat. Menschen so zu faszinieren und zu begeistern, das finde ich großartig. Charles Dickens Romane haben alle interessante und spannende Charaktere, spannende Geschichten und starke Anliegen. Du bist weltweit erfolgreich. Wie fühlt es sich an, das erste selbstgeschriebene Buch in den Händen halten zu dürfen? Das war ein unvergesslicher Moment. Im Januar vor 27 Jahren war das. Ich habe damals gleich 30 Bücher des ersten Romans bekommen und alle 30 über meinem Kamin aufgestellt und mich gefreut. Zu welcher Deiner Figuren hast Du eine besondere Beziehung und warum? Zu Tom Turbo, weil ich ein solches Fahrrad immer wollte. Ein Kindheitstraum ist wahr geworden – in rund 40 Büchern und in mehr als 400 Fernsehfolgen. Viele Landjugendliche sind mit den Büchern und der Serie „Die Knickerbocker-Bande“ aufgewachsen. Pflegst Du noch Kontakt zu den Schauspielern? Michael Steinocher, der den Axel in der TV-Serie gespielt hat, ist heute ein Schauspieler und zum Beispiel in den Cop-Stories zu sehen. Christina Karnicnik, die Poppi war, präsentiert „Hallo Okidoki“, eine Sendung, die ich produziere. Ich freue mich, wie erfolgreich beide geworden sind.
Was fasziniert Dich daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben? Diese Geschichten zu erzählen, macht mir einfach unglaublich viel Freude. Mehr will ich das gar nicht analysieren. Darf man damit rechnen, dass Du in Zukunft auch für Erwachsene Bücher schreiben wirst? Ja. Du bist Preisträger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich. Sind Dir Deine besonderen Verdienste bewusst? Das Verdienstzeichen habe ich bekommen, weil ich Schulbücher und Videos für den Unterricht gestaltet habe. Beide Projekte waren mir sehr wichtig.
Was als „Verdienst“ zu sehen ist, das müssen andere beurteilen. Mich freut es, dass ich viele für das Lesen begeistern konnte. In Österreich und auch in China sagen mir viele - heute erwachsene - LeserInnen, wie viel Freude sie mit meinen Büchern und Geschichten hatten. Das bedeutet mir viel. Wie gehst Du mit Ruhm um? Kannst Du in Wien in Ruhe einen Kaffee trinken gehen? Natürlich. Wenn dich Leute erkennen, ist das ein großes Kompliment. Du lebst auch in London. Was hat England was Österreich nicht hat? London ist seit mehr als 20 Jahren ein Ort, an dem ich besonders gut schreiben kann. Ich bekomme dort viele Ideen. Mich inspirieren die manchmal sehr verrückten Leute, die vielen Theater, oder einfach nur herumzuspazieren und zu schauen. Einige meiner engsten kreativen MitarbeiterInnen sind in London zu Hause. Die Öffentlichkeit sieht meistens nur jene Menschen, die es geschafft haben im „Show Business“ erfolgreich zu sein. Was war der Tiefpunkt in Deiner Karriere? Jeder kommt in seinem Leben an Punkte, wo er wie im Nebel steht. Oder du siehst nicht ganz weiter, ein Projekt wird nicht so erfolgreich, wie du dir das wünscht... Es geht einmal auf, dann wieder ein wenig ab, dann läuft alles sehr ruhig, dann wieder stürmischer. So ganz gewöhnen kann ich mich nicht daran, aber so ist es. Welches Buch eines anderen Autors hättest Du am liebsten selbst geschrieben? Ich bewundere einige Autoren und staune, was ihnen einfällt und wie sie es ausdrücken. Aber ehrlich gesagt, will ich ich selbst sein und bin damit auch zufrieden. Auf welche zukünftigen Projekte Deinerseits dürfen wir gespannt sein? Es gibt nicht nur neue Bücher und auch TV-Projekte, sondern auch ‚Abenteuerwanderwege’“ in Tirol und das „Erlebnis Flughafen“, das noch in diesem Jahr eröffnet werden soll. Wie viele Deiner Ideen sind schon im Papierkorb gelandet? Ich verwende ungefähr drei Ideen von zehn. Welche Charaktereigenschaft schätzt Du an Menschen besonders, und welche am wenigsten? Ehrlichkeit und Fröhlichkeit schätze ich sehr. Das Gegenteil davon am wenigsten.
Wie wichtig ist Dir ehrenamtliches Engagement? Ich finde es großartig und bewundernswert, was Menschen ehrenamtlich alles tun und was sie damit bewegen. Persönlich setze ich mich für verschiedene Projekte ein, die das Leben von Menschen oder das Leben von Tieren verbessern. Was bedeutet es für Dich ein „Wahnsinns-Leben“ zu führen und hast Du so eines? Ich bin unendlich dankbar für alles, was ich in meinem Leben schon tun und erreichen konnte. Es gibt noch vieles, das ich gerne machen will, aber ich habe nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Machen zu können, was man wirklich will, darin Erfüllung zu finden, Menschen zu erfreuen, verrückt sein zu dürfen, man selbst sein zu können, das ist ein großartiges Leben in meinen Augen. Schenke uns zum Schluss bitte eine Lebensweisheit. Immer neugierig bleiben!
Interview geführt von Marlene Schruf
Über Thomas Brezina
- Thomas Brezina ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er fungiert zudem als Produzent und Moderator.
- Er schrieb unter anderem „Die Knickerbocker-Bande“, welche 1990 veröffentlicht wurde.
- Brezina ist Romy-Preisträger und hat eine Ehrenbürgerschaft von Disneyland Paris.
- Er verfasste neben seinen zahlreichen Büchern auch Musicals.
- Sein Lieblingsbuch als Kind war „Wir Kinder aus Bullerbü" von Astrid Lindgren.