WIRtschaften für unsere Region - Region Almenland
„Daheim kauf ich ein“ – dieses Motto stellt die Landjugend 2017 ins Zentrum ihrer Arbeit, um mit vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen für das Einkaufen in der Region zu sensibilisieren und die regionale Wirtschaft zu stärken. Wir haben Obmann Bgm. Erwin Gruber und GF Jakob Wild von der Region Almenland Fragen rund um ihre Erfahrungen mit ihrem Unternehmen gestellt.
Warum begann man die Region Almenland aufzubauen? Wie wurde diese Idee geboren? Gab es Vorbilder? Was steckt hinter der Philosophie? Einige wenige Bürgermeister des Gebiets Teichalm-Sommeralm trafen sich vor dem EU-Beitritt Österreichs mit dem Ziel, die Region aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Region von Abwanderung, Nächtigungsrückgang im Tourismus, einer leichten Jammerstimmung etc. betroffen. Durch das damals beginnende Regionalentwicklungsprogramm der EU namens LEADER wollte man eine Trendumkehr erreichen. Zuallererst wurde der Name „Almenland“ als Regionsbezeichnung gemeinsam „erfunden“. Dadurch schaffte man in Kürze, dass alle wichtigen Player der Region, von Landwirtschaft, Tourismus über Kultur bis zu den Kommunen, an einem Strang zogen. Von Anbeginn der Regionsarbeit herrscht das Motto „Dort wo Almenland drauf steht, muss auch Almenland drin sein“. Dies gilt für regionale Lebensmittel gleich wie für Wirtschaft, Kunst oder Kultur. Das Schwerpunktthema der Landjugend Österreich lautet „Daheim kauf ich ein“. Welche Vorteile hat regionales Einkaufen Ihrer Einschätzung nach? Welche Chancen sehen Sie für ländliche Räume in der Steiermark im globalen Standortwettbewerb? In Zeiten der Globalisierung sehnen sich die Menschen bzw. KonsumentInnen wieder nach etwas „Greifbarem“, nach Köstlichkeiten, die möglichst um die Ecke gedeihen, nach frischen Qualitätsprodukten, die nicht mittels Paketversand über Amazon bezogen werden können. Viele bewusste Genießer haben heute erkannt, dass man mit jedem Einkauf zum Co-Produzenten wird. Das alte Motto der Dorferneuerung, nämlich den Euro möglichst oft in der Region hin- und herzugeben, gilt heute mehr denn je, gerade am kulinarischen Sektor. Die CO2-Einsparung durch kurze Wege stellt zusätzlich einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar. In ländlichen Gebieten könnte ein E-Auto als Zweitautoersatz noch bessere Werte für den ökologischen Fußabdruck jedes Haushaltes bringen. Neue Themen wie „stressfrei einkaufen“ tragen zur Stärkung der ländlichen Nahversorgung bei. Auf Regionalität ausgerichtet zu arbeiten und zu leben ist nicht immer leicht. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, was würden Sie rückblickend anders machen? Gab es Widerstände? Wenn ja, wie haben Sie diese Widerstände überwunden? Natürlich gab es Widerstände, bis die Regionalität salonfähig wurde. Die größte Herausforderung war es, der heimischen Bevölkerung zu erklären, wie wichtig sektorübergreifende Zusammenarbeit ist. Im Naturpark Almenland sprangen die heimische Gastronomie sowie einige Nahversorgungsbetriebe jedoch bald auf den Regionalzug auf. Landwirtschaftliche Betriebe bündelten ihr kulinarisches Angebot und vermarkteten es mit der positiven Begleiterscheinung der Landschaftspflege an den Tourismussektor. Bis diese Partnerschaft Landwirtschaft & Tourismus aber „ehrlich“ funktioniert, braucht es einige Jahre. Viel Aufklärungsarbeit, viele Besprechungen, die Gründung vieler Produzentengemeinschaften etc. waren erforderlich. In der Regionsentwicklung ist man möglichst auf Konsens orientiert, da man sich meist eher mit Stärkefeldern beschäftigt. Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen für Betriebe, die auf Regionalität ihr Augenmerk legen? Welche Entwicklungen stellen Sie fest? Wovon profitieren Sie? Durch ständige Bewusstseinsbildung (Infos in Regionalmedien etc.) innerhalb der regionalen Akteure entsteht zuerst ein ideeller Mehrwert und letztendlich auch ein nachhaltiger wirtschaftlicher Mehrwert durch heimische Produkte. Gerade in ländlichen Gebieten ist es betriebswirtschaftlich von Vorteil, wenn Nahversorger auf Regionalität setzen. Dadurch können diese meist privaten Kaufleute mit einem hochqualitativen Angebot aufwarten, das ihnen den Vorsprung gegenüber den großen Handelsriesen gibt. Der Franchisetrend österreichischer Handelsketten (hin zu Privatkaufleuten, welche auch in der Produktauswahl lokal flexibel handeln dürfen) lässt durchaus auf eine geschmacksvollere Zukunft hoffen. Welche Entwicklungen sind notwendig, um den sich ändernden Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen und sich als regionale Wirtschaft erfolgreich entwickeln zu können? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf? Regionale Lehrlingsinitiativen, gemeinsam organisiert von Regionalwirtschaft und Schulen, sollten forciert werden, damit die Lehre wieder einen angemessenen Stellenwert bekommt. Zusätzlich sollte die Wirtschaft sich in die multisektorale Regionalentwicklung einbringen. Beispielsweise könnte ein Fonds für innovative Projektideen gegründet werden, mit dem Ziel einer umfassenden Eigenversorgung in der jeweiligen Region. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Region und welche Ziele werden verfolgt? Was möchten Sie bewirken? Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie? Für den „Naturpark Almenland“ gilt es weiterhin, eine umfassende Regionalentwicklung zu betreiben. Aktuell ist man am Aufbau einer „Klima- und Energiemodellregion“, welche beispielsweise E-Tankstellen einführt, das E-Auto regional salonfähig macht, Bewusstsein für plastiksackerlfreies Einkaufen schafft oder auch Förderberatungen für Energiesparmaßnahmen durchführt. Mit den Klimaschulen möchte man mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Des Weiteren will man intensiv auf das Prädikat „Naturpark“ bauen. Dazu sind Projekte wie die Naturpark-Schulen, die Biodiversitäts-ExpertInnen sowie generell der Erhalt der Artenvielfalt von Wichtigkeit. Die aktive Zusammenarbeit von Landwirtschaft & Naturpark soll weiter gestärkt werden.
Der regionale Tourismussektor, aufbauend auf das 4-Säulenmodell der Naturparke unter Einbindung der Slow-Food Philosophie, ist einer der wichtigsten regionalen Standbeine hinblicklich Arbeitsplatzschaffung.
Die Vermarktung von lokalen Qualitätsprodukten sowie deren Vermarktung (Produzent über Veredelung bis Vermarkter) soll weiter vorangetrieben werden.
Summa summarum ist die Region gut in Fahrt, man möchte aber durch Gründung einer „Querdenkerrunde“ weiterhin auf gute zukünftige Ideen bauen. Es sind nicht immer nur riesen Leuchtturmprojekte, sondern auch viele von der Basis getragene innovative Ideen (Bottom up Ansatz von EU-LEADER), die den Kuchen bunt machen. Kontaktdaten: Obmann Bgm. Erwin Gruber 03171/201-3 erwin.gruber(at)almenland.at GF Jakob Wild 03179/23000-15 jakob.wild(at)almenland.at